Articolo dedicato alle donne di madrelingua tedesca dell’Alto Adige!
Der Traum vom Kind ein Wunschtraum
Die Zahl der ungewollt kinderlosen Frauen wird in Deutschland auf rund zwei Millionen beziffert. In der Schweiz wünscht sich etwa jedes sechste Paar vergeblich ein Kind. Für das nächste Jahrzehnt prophezeit Professor William Ledger von der Universität Sheffield gar einen Unfruchtbarkeitsboom: Dann werde sogar eines von drei Paaren über Fruchtbarkeitsstörungen klagen. „Ich bin 35, ich will endlich ein Kind und ich will das Leben, das wir verdienen! Und zwar jetzt! Jetzt! Jetzt!“ – Deutlicher als Marianne (in der Erzählung „Kalte Abreise vom Voshövel“ von Helge Thielking) könnte man die Dringlichkeit und Unbedingtheit eines Kinderwunsches kaum formulieren. Ein solches Verlangen steht heutzutage oft am Beginn einer leidvollen Odyssee von Arzt zu Arzt, von Infertilitätsklinik zu Infertilitätsklinik.
Retortenmedizin wird überschätzt
Angesichts von weltweit bereits drei Millionen in der Retorte geborenen Kindern – das erste im Labor gezeugte Kind, Louise Brown, kam 1978 in England zur Welt – scheint die moderne Reproduktionsmedizin in den Augen vieler eine stets verlässliche Zeugungshilfe zu sein. Werden doch mit Hilfe der in der Fachsprache als In-Vitro- Fertilisation (IVF) bezeichneten Befruchtung einer Eizelle ausserhalb des Mutterleibs Frauen in einem Alter schwanger, in dem sie in früheren Jahrzehnten bereits Enkelkinder hatten. „Schwanger mit 63“ – so künden die Medienschlagzeilen von den scheinbar zeitlich unbegrenzten Fortpflanzungsmöglichkeiten. Deshalb glauben denn auch laut einer Umfrage im Auftrag der Universität Leipzig acht Prozent der Befragten, die Laborzeugung führe hundertprozentig zum eigenen Kind. Gut ein Viertel schätzt die Erfolgsraten auf immerhin 80 Prozent. Dabei halten von 100 Frauen, die sich einer künst- lichen Befruchtung unterziehen, nur etwa 15 bis 20 am Ende ein Baby im Arm.
Kinderwünsche im Internet
Es verwundert infolgedessen nicht, dass jene öffentlichen Diskussionsforen im Internet, in denen sich die betroffenen Frauen (und Paare) austauschen, oft weit mehr enttäuschende Botschaften bereithalten, als es das hoffnungsvolle Thema eigentlich erwarten liesse „So viele ungeweinte Tränen…, Gehofft und doch verloren, Bin in einem tiefen Loch, Für mich brach eine Welt zusammen … „ das sind nur einige wenige Titel aus der langen Serie der einschlägigen Erfahrungsberichte, wie sie zum Beispiel auf der Website des „Vereins Kinderwunsch“ www.kinderwunsch.ch in der Schweiz, zu finden sind. Ähnliche Foren und Blogs heissen zum Beispiel www.kinderwunsch.de, www.ungewollt-kinderlos- in-deutschland.blogspot. com oder www.wunschkinder.net und sie zählen zu den meist gelesenen Seiten im weltweiten Netz überhaupt.
Wenn der Plan nicht aufgeht
Die oft sehr persönlichen Berichte der Frauen zeugen von ihren unter Umständen jahrelang währenden, vergeblichen An- läufen, endlich schwanger zu werden. Nach vielen frustrierenden Versuchen mit dem Partner fühlen sie zum ersten mal, wie sich die Nachwuchsplanung ihrer Kontrolle entzieht. „Ich war fassungslos, als ich nach einem halben Jahr noch nicht schwanger war“, zitiert ein einschlägiger Bericht eine Betroffene (aus „Kinder? Später mal” / Das Magazin 48/2005). Der Beginn der reproduktionsmedizinischen Therapie in der Infertilitätsklinik vermittelt dann zunächst das Gefühl, wieder Herr der Lage zu sein. Der Arzt hat einen einleuchtenden Behandlungsplan – Hormongaben, Ei-Entnahme, künstliche Befruchtung in der Kunststoffschale mit den Samenzellen des Mannes, Heranreifen der Embryonen über mehrere Tage im Brutschrank, Einsetzen von einem oder mehreren Embryonen in die Gebärmutter. Die Hormonstimulation, die möglichst viele Eizellen im Eierstock heranreifen lässt, kann zwar unangenehm sein, mitunter auch krank machen, aber sie verschafft auch Befriedigung, weil man endlich aktiv etwas zum Kinderwunsch beiträgt.
Viele der im Labor befruchteten Eizellen nisten sich jedoch, nachdem sie in die Gebärmutter der Frau eingesetzt wurden, nicht richtig ein. Kommt es endlich doch zu einer Schwangerschaft, muss immer noch gebangt werden, denn die Abortrate ist weit höher als bei natürlich gezeugten Kindern. Die nicht geborenen Kinder werden „Sternenkinder“ genannt. Die Auseinander- setzung mit diesen Verlusten ist von den Betroffenen vielfach dokumentiert worden, sogar in aufwühlenden Gedichten. Ihre Schicksale finden sich nicht zuletzt im Internet (www.sternenkinder.de, www.ster- nenkinder-eltern.de, www.muschel.net, u.a.)
… und Schuldgefühle
Mit der Enttäuschung ist nicht leicht fertig zu werden. Professor Dr. med. Anke Rohde, die Leiterin der Abteilung für Gynäkologische Psychosomatik an der Universitätsklinik in Bonn zählt Trauer, Depression, emotionale Krisen, Frustration, Wut und Schuldgefühle zu den psychischen Begleiteffekten der Sterilität. Die Paare nehmen um sich herum nur noch glückliche Familien, dicke Bäuche wahr: „Jedes Familienfest wurde für uns zur Qual… Kaum jemand konnte nachvollziehen, dass uns das Präsentieren von Neugeborenen und Kleinkindern nicht in Freudentaumel, sondern in Trauer versetzte. Wir spürten schnell, dass wir als neurotisch, kinderwunschfixiert und nicht belastbar eingestuft wurden…“, bekennt eine Betroffene in einer therapeutischen Gesprächsrunde. Solche Gespräche werden inzwischen an manchen Zentren im Rahmen einer psychologischen Begleitung von Paaren zur Bewältigung des unerfülltem Kinderwunsches angeboten. Die Psychologin und Reproduktionsmedizinerin PD Dr. med. Ingrid Kowalcek hat viele Beispiele dieser Art unter dem Titel: Die anderen reden von ihrem Kind – wir von unserem Wunsch in der Fachzeitschrift Reproduktionsmedizin (Bd.15, S. 419-424) veröffentlicht. Ihr besonderes Augenmerk galt auch der Trauerarbeit der Paare, die in monatlichen Abständen immer wieder den gleichen Verlust verarbeiten müssen. Das Betrauern eines Babys, das noch nicht da ist, ist zudem weit komplizierter und weniger gut zu bewältigen, weil das fantasierte Wunschobjekt stets aufs Neue in der Vorstellung Gestalt annimmt, und nicht wie ein tatsächlich gestorbenes Kind für immer fort gegangen ist.
Die biologische Uhr tickt früh
Aber – und das ist der Hoffnungsstreif am Horizont der oft deprimierenden Bekenntnisse auf den genannten Webseiten – auch jenseits gescheiterter Behandlungsversuche in den Fertilitätskliniken können viele Frauen dennoch schwanger werden. Oft handelt es sich nämlich nicht um eine unabänderliche Sterilität, sondern um den Zustand verminderter Fruchtbarkeit. Das kann etwa an hormonellen Störungen liegen, die schlicht die Chancen für eine Schwangerschaft zwar vermindern, sie aber nicht zwangsläufig verhindern. Das kann auch am Alter der Frau liegen – die wenigsten wissen, dass die Chancen auf ein Kind mit Anfang Zwanzig am grössten sind, ab 25 beginnt die Fruchtbarkeit dann abzunehmen und mit 35 ist sie bereits auf die Hälfte der besten Werte zurückgegangen. Nur – unmöglich ist das Kinderkriegen bei herabgesetzter Fruchtbarkeit eben doch nicht. Deshalb fordern Experten eine möglichst rasche Klärung, wenn ein Paar bereits älter ist und nach Versuchen von einem halben Jahr bis einem Jahr kein Kind zeugen konnte.
Scharlatane wittern ihre Chance
So wird auch nachvollziehbar, dass Frauen einige Zeit, nachdem sie jegliche reproduktionsmedizinische Behandlung aufgegeben hatten, doch noch schwanger wurden. Diese Rate liegt bei immerhin 16 Prozent. Ebenso ist bekannt, dass Frauen schwanger werden, wenn sie Kinder adoptiert hatten. Auch jene Berichte, wonach sich infolge homöopathischer Behandlungen, Fruchtbarkeitsmassagen oder gar nach Hypnose der Kinderwunsch erfüllte, zeugen weniger von der Wirksamkeit solcher Massnahmen als vielmehr davon, dass zuvor unbekannte Hindernisse einer Schwangerschaft im Weg standen. Die jahrelange Verzweiflung der Paare macht sie indes auch anfällig für obskure Ratschläge, für das „Geschäft mit der Hoffnung“, wie dies der Diplompsychologe Tewes Wischmann von der Universitätsklinik Heidelberg nennt: Da wollen Gesundheitsberater schon mal eine Wasserader unter dem Schlafplatz für die Kinderlosigkeit verantwortlich machen, eine Presseschlagzeile verkündete gar, dass Achterbahnfahren schwanger mache.
Buchtipp
- Alles für ein Kind
.. handelt von der 12 Jahre währenden Odyssee eines Paares durch Arztpraxen und Infertilitätskliniken, bis endlich das Wunschkind da war. Von: Birgit Schork; 2005 / Verlag Lübbe
- Der Traum vom eigenen Kind
.. klärt umfassend auch über die psychologischen Dimensionen des Kinderwunsches auf und darüber, welche Bedeutung dies im Rahmen der Kinderwunschbehandlung einnimmt. Von: T. Wischmann und H. Stammer; 3. Auflage 2006/ Verlag Kohlhammer
- Unerfüllter Kinderwunsch
Das Wechselspiel zwischen Körper und Seel
... beinhaltet neben der Darstellung der künstlichen Befruchtungsverfahren auch die vielfältigen seelischen und körperlichen Einflüsse auf das Zyklusgeschehen und macht deutlich, wie sich dies auf die Fruchtbarkeit auswirkt. Von: Jutta Fiegl; 2004 Verlag Walter
Es folgt ein LINK auf unsere Webseite: “Wie man mit Hilfe von Lady-Comp baby schwanger werden kann” Siehe hier